Geschichte des Gräfenhofs - Unser Jorker Rathaus
Der Gräfenhof - Das Rathaus der Gemeinde Jork© Gemeinde Jork
Der 21. Juni 1980 ist für die Gemeinde ein ganz besonderer Tag. Nach langjähriger Bauzeit kann an diesem Tag das Rathaus seiner Bestimmung übergeben werden. Städtebaulich ist es der Mittelpunkt der Gemeinde, wie es der "Hof zu Jork" immer war. Vom äußeren weist es darauf hin, dass die Gemeinde gewillt ist, etwas für die Erhaltung ihres alten Kulturgutes zu tun. Die Verbindung zwischen Alt und Neu gibt Beispiel für die sinnvolle Nutzung alter Bausubstanz. Denkmalpflegerische Gesichtspunkte und funktionale Zweckmäßigkeit sind eine Verbindung eingegangen, die sicherlich die Arbeit einer zeitgemäßen Verwaltung in diesem Hause ermöglicht. Die Innenarchitektur lässt neben der eigentlichen Zweckbestimmung als Verwaltungsgebäude auch andere Aktivitäten zum Beispiel im kulturellen Bereich zu. Damit ist sichergestellt, dass das Haus neben seiner Funktion als Verwaltungsgebäude auch ein kulturelles Zentrum werden kann.
(aus den Grußworten des ehemaligen Bürgermeisters Hans Oehms und des ehemaligen Gemeindedirektors Richard Kladiwa zur Einweihung im Juni 1980)
Die Baukosten zum Umbau, zur Sanierung und zur Restaurierung beliefen sich damals auf 1.665.000 DM. Davon hat die Gemeinde Jork einen Eigenanteil von 1.238.000 DM selbst aufgebracht. Zuschüsse konnten vom Land Niedersachsen, vom Landkreis Stade, vom Landschaftsverband Stade und vom Landschaftsverband der Herzogtümer Bremen und Verden eingeworben werden.
Zum "30. Geburtstag" des Rathauses hat das Buxtehuder Wochenblatt in der Zeitungsausgabe vom 30. Juni 2010 berichtet. Diesen Presseartikel können Sie sich hier downloaden.
Die Broschüre "Das Jorker Rathaus ... Entstehung und Geschichte" erhalten Sie im Rathaus Jork.
Das Rathaus in Jork-Alter Baum mit neuen Aufgaben
Der damalige von der Gemeinde beauftragte Architekt Walter Ganske BDA beschreibt die Geschichte des Gebäudes und den Ablauf der umfangreichen Baumaßnahmen in einem Bericht aus dem Jahr 1980 wie folgt:
Das Rathaus in Jork
Alter Baum mit neuen Aufgaben
Architekt BDA Walter Ganske (Der folgende Text stammt aus dem Jahr 1980):
"Inmitten des Alten Landes (Landkreis Stade) an der Niederelbe, dem größten zusammenhängenden Obstanbaugebiet der Bundesrepublik Deutschland liegt das Marschhufendorf Jork, nach der Verwaltungs- und Gebietsreform im Jahre 1972 eine Einheitsgemeinde, bestehend aus den sieben ehemals selbständigen Gemeinden Jork, Ladekop, Hove, Estebrügge, Borstel, Königreich und Moorende, z.Zt. rd. 10.300 Einwohner. Diese Gemeinde liegt zwischen den Nebenflüssen der Elbe, und zwar der Lühe und der Este in der 2. Meile des Alten Landes.
Dieses Gebäude, das am 21. Juni 1980 als Rathaus der Öffentlichkeit übergeben wurde, geht in seiner heutigen Gestalt auf einen Bau zurück, den 1651 der Gräfe Matthäus von Haren aufführen ließ. Es war die Zeit nach dem 30jährigen Krieg, in der die Region erneut wirtschaftlich aufblühte. Matthäus von Haren ließ anstelle älterer Gebäude, anknüpfend an den Typ des niederdeutschen Fachhallenhauses, einen Herrensitz in zweigeschossiger Fachwerkbauweise mit einem winkelrecht angefügten Langhaus als Stall- und Wirtschaftsgebäude errichten.
Das Wohnhaus, mit reicher Innenausstattung, wurde der damaligen Zeit entsprechend für feierliche Anlässe und Empfänge stilvoll ausgestattet. So konnten die Gäste mit dem damaligen Verkehrsmittel, dem Kahn, befestigte Straßen oder Wege kannte man zu der damaligen Zeit noch nicht, auf dem Wasserwege bis unmittelbar an eine doppelläufige Freitreppe mit acht Stufen heranfahren. Von hier aus konnte alsdann über vier weitere Stufen die Eingangshalle des Hauses erreicht werden. An den Stufen der später erweiterten Freitreppe befinden sich noch heute Inschriften mit vertieften Kapitalen - soweit lesbar:
JWK 1780 MGW (K?);... 1811 ...; WK MDCCCXVII AHWK (Wilkens).
Interessant ist die Tatsache, dass in der damaligen Zeit weitere Höfe im Besitz des Adels entsprechend umgebaut wurden, wie z.B. der Wehrt'sche Hof in Borstel - 1653 - (das Königmark'sche Haus genannt), das Gut Brook in Hollern - 1718 -, die Esteburg in Moorende - 1609 -, das Haus Nr. 10 in Guderhandviertel - 1791 - und der Adelssitz in Frankop II - Datum nicht bekannt? -. Im Jahre 1658 entstand auch in Jork das Portau'sche Haus als Ständerhaus in unmittelbarer Nachbarschaft des von Haren'schen Hofes gelegen. Dieser Bau diente der Landesversammlung und dem Hohen Gericht des Alten Landes. Desgleichen entstanden in den Marschen flussabwärts beiderseits der Elbe ähnliche Bauten.
Diese Bauwerke wurden durchweg in zweigeschossiger Fachwerkbauweise errichtet, eine ansonsten für diese Landschaft ungewöhnliche Bauform, welche darauf hinwies, dass die Bauherren seinerzeit das Bestreben hatten, sich auch in wohnkultureller Beziehung mit dem Zeitgenossen städtischer Prägung wie z.B. im benachbarten Hamburg, zu messen.
Grundriß und gestalterische Gliederung des Gräfenhofes lassen sich wie folgt beschreiben:
Betreten wird das Erdgeschoß des Hauses über die bereits erwähnten Stufen von der Wasserseite her, so gelangen wir durch die zweiteilige farbig abgesetzte Barocktür in eine festliche Eingangsdiele, geschmückt mit einer reichgestalteten, damals farbig abgesetzten Stuckdecke und belegt mit einem Fußboden aus bruchrauhen Wesersandsteinplatten. Rechts und links dieses Raumes führen Differenzstufen zu den Wohnräumen (diese sind unterkellert) im Süd- und im Nordgiebel. Dem Haupteingang gegenüber führt eine zweiteilige Verbindungstür, gleichfalls in barocker Gestaltung mit einem einfachen Oberlicht in den Stall- und Wirtschaftsbereich des Langhauses. Dieser Zugang wird rechts und links flankiert von zwei Dielenschränken, 2geteilt, mit je einem geschwungenen Giebelanlauf, sich symmetrisch ergänzend. An der Südseite der Halle schließt sich die in das Obergeschoß führende Haupttreppe, ¼ gewendelt, mit einem reich gestalteten Geländer aus Brettdokken und einem kräftigen Handlauf an. Unterhalb dieser Treppe befand sich eine auf ein Mindestmaß gehaltene Küche, besser gesagt eine Kochstelle, die an den einzigen angrenzenden Schornstein angeschlossen war. Die Wände dieses Raumes waren mit blauen niederländischen Fayence-Fliesen verkleidet. Vermutlich ist dies nur eine Aufwärme- oder Teeküche gewesen.
Erwähnenswert ist alsdann die Ausbildung des im Südgiebel gelegenen Wohnraumes (~ 36 qm), gelegentlich Konsolenzimmer genannt, mit seiner besonderen Deckenausbildung. Hierauf wird noch später zurückzukommen sein. Diesem Raum schließt sich über einige Stufen erreichbar eine kleine Schlafbutze (~ 4 qm) mit einem Fenster zur Eingangshalle an. Auf der gegenüberliegenden Seite, also im Nordgiebel, liegt ein schlicht gehaltener Wohnraum (~ 41 qm).
Im Südgiebel des Obergeschosses befand sich ein besonderen Anlässen dienender Gesellschaftsraum (40 qm), der nach einer später durchgeführten Anhebung der Traufe eine lichte Höhe von 2,70 m erhielt. Er ist dreiseitig belichtet und hat eine Höhe von 2,70 m erhielt. Er ist dreiseitig belichtet und hat eine schön gegliederte Stuckdecke, ein mittiger Stern mit zwei umlaufenden Zierleisten in Kreuzform, aufzuweisen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Treppenflures schließen sich unterteilte Räume an, von denen zunächst ein kleiner liebevoll gestalteter Einzelraum (23 qm) mit einem Utluchtfenster und einer Stuckdecke, ähnlich der der unteren Halle, zu erwähnen ist. Daran schließt ein früherer Speicherraum an.
An dieser Stelle sei auch auf das frühere Langhaus von etwa 30 m Länge und 15 m Giebelbreite hingewiesen. Dieser Bauteil wurde in den letzten Jahrzehnten infolge einer veränderten Zweckbestimmung als überflüssig angesehen. So wurde er im Jahre 1963 bis auf eine Restlänge von rd. 9 m zugunsten eines Bauplatzes für einen Wohnhausneubau abgebrochen. Da es damals den für die Restaurierung Verantwortlichen schwer fiel, an diese restlichen Bauteile anzuschließen, wurde zu Beginn der baulichen Maßnahme auch dieser Restteil beseitigt. Geborgen wurde lediglich vom alten Stallgiebel ein über der »Groot Dör« verlegter Holm, der das Doppelwappen der Familien von Haren und von Borries trägt. Dieser Torholm wurde bei dem Umbau des Hofes durch die Familie Wilkens - etwa 1783 - verlegt und ist sicherlich eines der wertvollsten Exemplare dieser Art im Alten Lande. Auf seine Wiederverwendung wird noch eingegangen.
Die Gestaltung des Querhauses mit seiner Fachwerkarchitektur und dem reich gegliederten Buntmauerwerk wird durch ein für die damalige Zeit hervorragendes handwerkliches Können gekennzeichnet. Hier ist wirklich die Geschicklichkeit und die künstlerische Sorgfalt, mit der alle Details durchgebildet wurde, erwähnenswert.
Die sich abzeichnenden Unregelmäßigkeiten im Grund- und Aufriß rühren von verschiedenen Umbauten des Gebäudes her. So wurde um das Jahr 1780 der südliche Trakt durch einen Umbau verändert und in der Traufe angehoben. Dadurch entstand die größere Raumhöhe in dem sogenannten Konsolenzimmer. In dieselbe Zeit fällt die Entstehung des kleinen Erkers im Obergeschoß. Über ihn wächst der bis zur Firsthöhe reichende Zwerchgiebel auf. Erker und Giebel bilden, obgleich nach Norden verschoben und zueinander nicht in genauem Achsenbezug stehend, die architektonische Mitte der gesamten Hausfront. Die drei Giebel des Altbaues sind einmal vorgekragt; auf den in Firsthöhe endenden Giebelpfählen, den Mäcklern, steht je eine frühklassizstische Sandsteinvase aus der Zeit um 1780. In einer kleinen Nische des Südgiebels ist ein Porzellanfigürchen von etwa 8 cm Höhe, der sogenannte Müller, zwischen zwei Fachwerkstielen eingefügt.
Für die Restaurierung und Sanierung stellten sich dem bauleitenden Architekten viele Einzelfragen und wichtige Entscheidungen.
Der Querbau befand sich bei Übernahme in einem so schlechten Zustand, dass zunächst die Hoffnung auf eine mögliche Sanierung oder gar Restaurierung gering erschien. So mehrten sich auch in den letzten Jahren Stimmen, die sich zwischen den Vorschlägen für einen ersatzlosen Abbruch und für eine einfache Sanierung für einen neuen Verwendungszweck bewegten. Es wurde dann nach Abwägung aller Umstände von einem verantwortungsbewussten Gemeinderat am 21. März 1973 der Beschluß gefasst, das Gebäude käuflich zu erwerben mit dem Ziel, es zu erhalten und zu einem Rathaus für die neue zusammenwachsende Gemeinde auszubauen. So sollten bei weitgehender Erhaltung der vorhandenen Bausubstanzen Diensträume für die Verwaltung und möglichst auch Repräsentationsräume zu Darstellung Altländer Kulturgutes geschaffen werden. Um das ursprüngliche Bild wiederherzustellen und weiteren Raumbedarf zu decken, sollte auch ein Teil des ursprünglichen Langhauses rekonstruiert werden. Diese Vorstellungen wurden noch durch einen späteren Besuch des damaligen Ministers Grolle vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst am 14.8.1975, es war das Denkmalschutzjahr, bestärkt.
In erheblicher Kleinarbeit wurden mit der gebotenen Sorgfalt Aufmaße aller Bauteile, der Holzprofile, der Außen- und Innentüren und Abdrücke der Stuckdecken gefertigt, galt es doch, alle diese Teile für den neuen Verwendungszweck zu erfassen beziehungsweise zu rekonstruieren. Nach Fertigstellung der Planunterlagen und der Berechnungen sowie nach Abschluß des behördlichen Genehmigungsverfahrens wurde dann mit dem ersten Bauabschnitt, das heißt mit dem Um- und Ausbau des Querhauses im Oktober 1973 begonnen.
Um das Bauwerk vor weiteren Witterungsschäden zu schützen und eine winterliche Bauzeit zu ermöglichen, wurde für eine Dauer von acht Monaten ein sog. Winterzelt von 28 x 11 m Grundfläche und 14 m Höhe - beheizbar - aufgestellt, in welchem ohne Rücksicht auf die allgemeine Wetterlage gearbeitet werden konnte.
Es wurden abgängige Hölzer des Fachwerkes der beiden Balkenlagen und der Dachkonstruktion ausgewechselt, angeschuht und konserviert. Anschließend wurde das wertvolle Buntmauerwerk nach den entnommenen Schablonen zum Teil unter Verwendung von alten Steinen aus anderen Bauwerken gleichfalls erneuert oder ausgebessert. Gleichzeitig musste die gesamte Konstruktion, den statischen Erfordernissen entsprechend, verstärkt werden, teilweise durch Einbringen von Stahlkonstruktion. Eine neue Dachdeckung mit naturroten Hohlpfannen wurde verlegt.
Die Stuckdecken wurden in meisterhafter Weise durch Experten ihres Faches aus Hamburg wieder angetragen; die Deckenbalken im sogenannten Konsolenzimmer wurden durch einen Worpsweder Restaurator freigelegt, so dass barocke Malereien und Schriftzüge wieder sichtbar und teilweise lesbar wurden. Im Zusammenhang hiermit wurden alle Bauteile entsprechend den heutigen Auflagen mit einer Wärmedämmung versehen. So entstanden im Erd- und Obergeschoß fünf Büroräume, im Untergeschoß WC's.
Während dieser Zeit wurden Planung und Vergabe für den Neubauteil des Langhauses, den zweiten Bauabschnitt, durchgeführt. Die Zusammenfügung der beiden Abschnitte des historischen Altbaues mit dem neuen Zweckbau war fraglos eine gestalterisch und baukulturell schwierige Aufgabe. Darüber hinaus war das Langhaus erforderlich, um dem Haus die erforderliche Statik zu geben.
Diese Überlegungen zum Langhausneubau erhielten entscheidende Impulse, als in Westerjork Nr. 55 der Giebel des alten Fachwerkhauses des Obstbauern Kurt Feindt abgebrochen werden sollte. Dieser Giebel bot sich als neuer Ostwandgiebel für das Langhaus an. Anstelle der Brauttür wurde eine Groot-Dör mit dem bereits erwähnten historischen Holm eingefügt, der die Wappenkartusche von Haren/Wilkens trägt. Dieser Giebel ist dreifach über Stichgebälk und Knaggen vorgekragt. Dadurch wird diesem eine kräftige Schattenwirkung verliehen, die noch durch eine farbliche Behandlung der Balkenköpfe gesteigtert wird. Durch die kräftigen Stile der Zweiständerkonstruktion wird noch die Konstruktion mit den seitlichen Küppungen verdeutlicht.
Geschmückt wurde dieser Giebel durch eine alte Altländer Wetterfahne. Auf den drei Giebelspitzen wurden nach sorgfältiger Restaurierung die Sandsteinvasen wieder aufgestellt. In dem Langhausneubau, er wurde voll unterkellert, entstand im Erdgeschoß eine mächtige dielenartige Halle von 7,50/10,50 m Größe (rd. 79 qm). Diese Diele ist der Zentralraum der ganzen Anlage und kann als Mehrzweckraum für festliche Veranstaltungen, Ausstellungen, Vorträge, Ratssitzungen dienen. Die Konstruktion dieses Bauteiles wird bestimmt durch die mächtigen in regelmäßigen Abständen gesetzten Stiele von 35/35 cm Stärke, durch die Luchtbalken von 40/50 cm mit den Köpfbändern. Diesem Raum zugeordnet sind in den beiderseitigen Kübbungen Arbeitsräume und der an der nördlichen Traufseite gelegene Haupteingang mit dem Windfang. Hier fand auch die prächtige Altländer Brauttür von 1823 aus dem Hause Kurt Feindt ihre Wiederverwendung.
Im Ostgiebel wurde eine zweiflügelige, nach innen aufschlagende Groot-Dör, trotz aller konservatorischen Bedenken als Bohlentor mit kräftigen Beschlägen, dem mittleren Düssel und der Schwelle eingebaut und mit dem bereits erwähnten Torholm abgedeckt. Dieses Stück bildet fraglos die Dominate des Giebels, daher noch einige Worte. Der Holm ist unten flachbogig ausgeschnitten und an der Vorderseite reich geschnitzt. Zwei Löwen halten ein Doppelwappen links mit drei Dengeleisen, rechts mit drei Bracken-(Jagdhund-)köpfen: von Haren - v. Borries. Über den Wappen eine Krone mit den Buchstaben TKW (Tewes Wilkens) MGWG (Margarete Wilkens). Über den Löwen je ein Spruchband, im linken ANNO, im rechten 1783.
Die heutigen Farben entsprechen dem ältesten Befund. In zweijähriger Arbeitsleistung wurden so die vorbeschriebenen Restaurierungs-, die Sanierungs-, die Umbau- und die Neubauarbeiten ohne ernstliche Rückschläge beendet, und die beiden Bauteile zusammengefügt. Hierbei wird sicherlich nur dem Eingeweihten der Umfang der durchgeführten Maßnahmen, soweit es besonders die Restaurierung und Sanierung betrifft, deutlich. Ortsansässige Handwerksbetriebe und Handwerker verstanden es, in übernommener Tradition und in mühevoller und zeitweise zeitraubender Kleinarbeit den denkmalpflegerischen Belangen jederzeit zu folgen und auf die Wünsche von Auftraggeber und Architekt einzugehen.
Nun noch ein Blick auf die städtebauliche Situation: Ursprünglich wurde das Ortsbild von Jork geprägt durch die von Ost nach West verlaufende Wetter und durch das von Süd nach Nord verlaufende Fleet. An diesen lagen ursprünglich mächtige reetgedeckte Gebäude mit reich gestalteten Giebeln und den typischen Not- und Brauttüren. Dieses war schön überliefert im Bereich der Südseite der Wettern, im Ortsteil Westerjork. Das Bild hat sich seit 1962 am Obstmarschenweg entscheidend gewandelt. Es wurden die Wettern zugeschüttet, die Straßen begradigt und verbreitert. Außerdem wurden in den letzten Jahren in steigendem Maße Gebäude, die den heutigen Ansprüchen nicht mehr genügten oder dem Straßenbau hinderlich waren, abgebrochen. Dadurch entstanden in dem ursprünglichen Straßendorf schmerzliche Lücken.
Umso bedeutungsvoller ist sicherlich die Aufgabe, welche nunmehr das restaurierte Gebäude im Schnittpunkt der beiden Straßen wahrzunehmen hat. Hierbei ist zu hoffen, dass der Gräfenhof nicht zu sehr durch den Straßenverkehr, durch Lärm und Staub belastet wird. Hier stehen noch für alle Beteiligten verantwortungsvolle Überlegungen an. Aus der Sicht des Architekten wäre es begrüßenswert, wenn die alte Situation mit Wettern, Fleet und Börne (frühere Viehtränke) mit neuzeitlichen Mitteln wieder geschaffen, und in ihrer landschaftlichen und städtebaulichen Einbindung die Einheit als Ensemble erneuert werden könnte. Auch die traditionelle Bürgerei mit dem Portau'schen Hause, dieses soll auch in Kürze einer Restaurierung unterzogen werden, sowie dem Sievers'schen Hotel und noch einigen im Maßstab gut gegliederten Nachbarbauten sollte möglichst ohne weitere Eingriffe erhalten bleiben.
Zur Ergänzung und zum Abschluß der gestellten Aufgabe wurden in Verbindung mit einer neuen Brücke über das Borsteler Fleet Ausbesserungen der Ufermauer aus großen Findlingen durchgeführt. Außerdem wurde nördlich des Gräfenhofes eine mit Kopfstein gepflasterte Parkfläche für Kraftfahrzeuge angelegt. Die Restfläche wurde gärtnerisch gestaltet und dem Obsthof angepasst. Um die Magnolien am Südgiebel haben sich alle Beteiligten große Mühe gegeben, so dass sie das Baugeschehen überstanden hat.
Abschließend sei festgehalten, dass bei allen notwendigen Kompromissen baugeschichtliche und denkmalspflegerische Belange mit den Gegebenheiten unserer Zeit in Einklang gebracht und damit der Nachwelt überliefert wurden."
Die Broschüre "Das Jorker Rathaus ....Entstehung und Geschichte" erhalten Sie im Rathaus Jork.