Geschichte der Region
Die Altländer Marsch war vereinzelt bereits früh besiedelt, urkundlich ist dies zwar nicht belegt, aber einzelne Funde, aus der Steinzeit in Nincop, aus der Bronze- u. Älteren Eiszeit in Steinkirchen und Grünendeich lassen den Schluss zu. Spätere Funde deuten auf elbgermanische Sueben hin.
Vor der Eindeichung war nur das Hochland des Alten Landes von Bewohnern sächsischen Ursprungs besiedelt. 13 Ansiedlungen, deren Namen alle die Endsilbe „-fleth" tragen verdeutlicht dies. Der sumpfige Bruchwald des sogenannten Sietlandes war in dieser Zeit unbewohnbar. Das Überschwemmungsgebiet der Elbe wurde für extensive Viehwirtschaft und Holzschlag genutzt.
Besiedlung vor dem Deichbau
Erst mit dem Bau der ersten Deiche im Kehdinger Land um das Jahr 800 beginnt die Einschnürung des Stromgebietes der Elbe und damit verbunden ein höheres Ansteigen des Wassers. In dieser Zeit werden die ersten noch niedrigen Wurten errichtet. Die übliche Siedlungsweise waren Einzelhöfe, die verstreut an den Prielen und Flüssen lagen und durch die Wasserwege miteinander verbunden waren. Jede Hofstelle hatte direkten Anschluss an einen schiffbaren Priel oder Fluss und eine Anlegestelle für Boote. Ein Landwegenetz war nicht vorhanden.
Eindeichung
Für die Urbarmachung wurden holländische Spezialisten und Siedlungsunternehmer engagiert, daher auch der Name Hollerkolonisation. Es entstanden neue Gerichte, Kirchspiele, Gemeinden und schließlich ein Land mit weitgehender Selbstverwaltung, das ein eigentümliches, traditionsbewusstes Gepräge teilweise bis heute bewahrt hat. Es entstand ein auf eigenem, von ihm selbst kultiviertem Land ansässiger und entsprechend selbstbewusster Bauernstand, der in neuem Sinne frei war. Ein erheblicher Teil der Bauern hatte mit der Einwanderung aus Holland die Grenzen eines beschränkten bäuerlichen Gesichtskreises gesprengt. Für die lebensnotwendige Deichverteidigung wurde von ihnen auch weiterhin ein hohes Maß an Gemeinschaftsgefühl gefordert.
Im Alten Land begann die Kolonisation im heutigen Hollern, östlich von Stade in den 30er Jahren des 12. Jahrhunderts. Sie wurde nach Osten über Lühe und Este weitergeführt und erreichte Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts Nincop und Francop.
Die Siedlungen und Fluren der Hollerkolonien erhielten einen planmäßigen Grundriss, der erst durch den Deichbau zum Schutz vor dem Hochwasser der Elbe und ihrer Nebenflüsse möglich wurde. Die Kolonisten und die Bewohner der Altsiedlungen errichteten Deiche nicht nur an den Flussufern und gegen das Moor, sondern jede Siedlung umgab sich ringsum mit einem Deich, so dass die Marschen kammerartig in Polder aufgeteilt waren.
Die erste nachweisbare befestigte Straße ist die Verbindung von Jork nach Borstel entlang des Zesterfleets (heute Am Gräfengericht und Borsteler Reihe)
Entstehung der Reihendörfer
Reihendorf mit Feldern © Gemeinde Jork Anzeige in Originalgröße 33 KB - 240 x 328 Mit dem Deichbau wurde das bisher bestehende Landschaftsbild verändert. Schnurgerade Gräben, die die Flächen in gleichbreite Streifen (Beete) unterteilten, dienten zur Entwässerung und gleichzeitig als Transportwege. Die vorhandenen Priele wurden zum Teil verfüllt oder begradigt und in das neue Entwässerungssystem eingebunden.
Damit veränderte sich auch die Siedlungsform. Die Einzelhöfe in verstreuter Lage wurden aufgegeben, soweit sie sich nicht in das neue System einfügten. Gesiedelt wurde nun unmittelbar hinter den neuen Deichen. Am Anfang der Beete stehen die Fachhallenhäuser mit der Giebelseite zum Deich oder zum Graben. Die Wirtschaftsgebäude stehen in gleicher Ausrichtung dahinter oder zurückliegend daneben.
Entlang der Deiche von Lühe, Este und Elbe folgt die Besiedlung dem leicht geschwungenen Fluss- und Deichverlauf, wodurch abwechslungsreiche Raumeindrücke entstehen. Im Bereich Jork und Ladekop entstanden zwei Reihendörfer entlang von schnurgeraden 3 bis 3,5 km langen breiten Gräben.
Anders entwickelte sich die Bebauung in den Ortskernen von Borstel, Jork und Estebrügge. Hier siedelten sich um die Kirchen herum Handwerker, Schiffer und Händler an. Dadurch entstand hier ein eher kleinstädtisches Gepräge (Estebrügger Straße in Estebrügge und Bürgerei in Jork).
Entwicklung bis heute
Diese Verhältnisse änderten sich bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts nur wenig. Mit dem Fortschritt in der Technik und steigenden Bevölkerungszahlen veränderte sich auch das Erscheinungsbild der Orte. Wurden bisher die Gebäude aus den in der Umgebung zu gewinnenden Baumaterialien Holz, Ziegel und Reet errichtet, so ist ab ca. 1860 ein Wandel vom Fachwerkbau zum Massivbau festzustellen. Ab 1880 werden Bauernhäuser nur noch vereinzelt in Fachwerk errichtet. Massive Ziegelaußenwände, teilweise mit Putzverzierungen und später auch reine Putzbauten treten an seine Stelle. Für die Dacheindeckung werden vermehrt Ziegelpfannen, oder auch Biberschwanz- oder Schiefereindeckungen verwendet. Das früher einheitlich gestaltete Bauernhaus unterteilt sich zunehmend in ein repräsentatives Vorderhaus und ein eher zweckmäßig - nüchtern gebautes Hinterhaus mit dem Stallteil. Heute sind bei landwirtschaftlichen Hofstellen Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude völlig getrennt. Die Wohnteile unterscheiden sich nicht mehr von sonstigen Einfamilienhäusern. Seit etwa der Jahrhundertwende entstehen zwischen den Hofstellen auch reine Wohnhäuser. Die Verfügbarkeit aller Baustoffe in allen Regionen des Landes und die immer schneller wechselnden Moden haben auch in Jork Spuren hinterlassen. Gebäude mit Betonfassaden, Kalksandsteinen und Flachdächern stehen in bunter Reihe neben historischen Fachwerkhäusern mit Reeteindeckung und drohen das eindrucksvolle Bild dieser von Menschen geschaffenen Kulturlandschaft zu verwischen.
Zur Geschichte des Jorker Rathauses, dem Gräfenhof
Bei Gründung des Dorfes Jork etwa zwischen 1200 und 1230 erhielt der Siedlungsführer den Herrenhof an dieser Stelle des Ortskerns. Der Hof hatte doppelte Hufengröße, war abgabefrei, mit dem erblichen Schulzenamt, der niederen Gerichtsbarkeit und etlichen anderen Vorrechten versehen.
Er war der Stammsitz der Familie von Jork, die später im Zug der Ostkolonisation ins Ordensland Preußen auswanderte. Über Jahrhunderte war er Sitz der Gräfen des Alten Landes, der vom Landesherren aus dem Hausmannstand ernannten Vertreter der Obrigkeit, denen Rechtspflege und Verwaltung übertragen waren.
Dieses Haus ließ 1649 bis 1651 der Gräfe Matthäus von Haren errichten, der den Hof ein Jahr zuvor gekauft hatte. Von den älteren Gebäuden ist nichts mehr nachweisbar. Eingreifende Umbauten ließ Hausmann Tewes Wilkens um 1780 vornehmen, nachdem er den Hof 1778 gekauft hatte. Aus der Zeit stammen die Treppe, Türen und Stuckdecken des Hauses, die Sandsteinvasen auf den Giebeln und die Steintreppe zum Fleet. Auch der Hofgiebel des Landhauses wurde 1783 erneuert. Im Sturzbalken über der Grootdör wurde das von Löwen gehaltene alte Doppelwappen aus den drei Dengeleisen der von Haren und den drei Bracken- oder Jagdhundköpfen der von Borries zu den eigenen Initialen, nämlich TWK für Tewes Wilkens und MGWK für Margarete Wilkens, geborene Köpke, übernommen.
Nachdem das Langhaus abgebrochen war, erwarb 1971 die Gemeinde Jork das vom Verfall bedrohte Restgebäude von Frau Ida Loheyde.
Im Zusammenwirken mit dem Land Niedersachsen, dem Landschaftsverband Stade und dem Landkreis Stade ließ sie es von 1974 bis 1980 von Grund auf restaurieren. Dabei wurde auch ein - verkürztes - Langhaus neu errichtet unter Verwendung des straßenseitigen Giebels des 1974 abgebrochenen Hauses von Kurt Feindt, Westerjork 55, aus dem Jahr 1823, in den man eine Grootdör mit dem Original Sturzbalken des von Haren/Wilkens'schen Hauses von 1783 einarbeitete. Am 21. Juni 1980 wurde das Gebäude als Rathaus der Gemeinde Jork eingeweiht.
Entstehung der Einheitsgemeinde
Seit 1965 gab es in Niedersachsen Bestrebungen größere Verwaltungseinheiten zu bilden. Im Zuge der Verwaltungs- und Gebietsreform wurde die Zahl der Gemeinden erheblich vermindert.
Aus den ehemals selbstständigen Gemeinden Borstel, Jork und Ladekop wurde im Jahre 1970 eine Samtgemeinde gebildet. Zunächst war geplant diese Samtgemeinde um die Gemeinden Estebrügge, Königreich, Hove und Moorende zu erweitern, dazu kam es aber nicht. Nach zähen Verhandlungen entschied man sich mit 7:4 Stimmen eine Einheitsgemeinde zu bilden. Ziel war es, die Verwaltungswege zu vereinfachen und den Verwaltungsaufwand so gering wie möglich zu halten. Der Gebietsänderungsvertrag trat am 1. Juni 1972 in Kraft. Bis zu den nächsten Kommunalwahlen übernahm ein Interimsrat die „Regierung". Zunächst war an der Este in Erwägung gezogen worden mit allen vier Estegemeinden eine Samtgemeinde einzugehen. Als Argumente wurden vorgebracht, dass die vier Estegemeinden immer mehr zusammengewachsen seien, sei es durch den Schulzweckverband, mit der Errichtung einer neuen modernen Volksschule für über 2 Millionen Mark, sowie eines neuen Sportgeländes. Außerdem gehören die vier Gemeinden alle zur Kirchengemeinde Estebrügge, darüber hinaus habe sich ein reges Vereins- und Geschäftsleben an der Este entwickelt und man plane den Bau eines gemeinsamen Kindergartens. Es wurde auch der Zusammenschluss mit Buxtehude überlegt, man kam aber überein, dass mit Jork mehr Gemeinsamkeiten vorhanden seien und mehr Selbständigkeit erhalten bleiben könne. Auf der Sitzung vom 16. Juni 1972 billigt der Rat der Gemeinde Estebrügge einstimmig den Gebietsänderungsvertrag.